Augen zu und durch: Sören Dübal (in Blau) kommt sogar gegen zwei Binger Handballer zum Abschluss. - (Foto: hbz/Judith Wallerius)Binger Oberliga-Handballer verlieren in Budenheim 24:27 /Coach Herberg vermisst Tempo und Wurfglück

Winterpause ist irgendwie gar nicht so toll. Auf diese Formel ließ sich am Sonntagabend die Nachholpartie der Handball-Oberliga zwischen den Sportfreunden Budenheim und der HSG Rhein-Nahe Bingen zusammenfassen. Denn beide Seiten hatten beim 27:24 (17:8) der Hausherren nicht nur viele Fehler parat, sondern konnten auch den emotionalen Funken in der mit knapp 400 Besuchern gut gefüllten Waldsporthalle nicht zünden. „Es ist schade, wenn du eine überragende Aktion zeigst, und dann kommt nur ein bisschen Applaus“, wirkte Kreisläufer Eike Rigterink enttäuscht.

HSG verhindert Debakel mit Moral und Spielfuss

Dabei hatten die Sportfreunde gerade in der ersten Halbzeit ein wahres Derby-Feuerwerk abgebrannt. Auch, weil die Binger immer wieder bereitwillig das Zündholz dafür hielten. Budenheim spielte offensiv beweglich und temporeich, deckte hinten konsequent. Die HSG wirkte ideen- und lustlos sowie hinten zu behäbig. Nach dem 7:8 von Kreisläufer Martin Schieke in der 16. Minute war bis kurz vor der Pausensirene kein Durchkommen.

„Sie haben mit Christian Kosel einen starken Rückhalt, wir haben aber auch nicht gut geworfen. Wenn Max Grethen allein gegen drei Innenblocker aus dem Stand wirft ... Einzelaktionen haben mit Handball nichts zu tun“, sah Rhein-Nahe-Coach Markus Herberg eine lethargische Binger Offensive, die sich am Budenheimer Keeper ein ums andere Mal – dabei auch viermal von der Siebenmeterlinie – die Zähne ausbiss. Blamabel: Bingen kassierte sogar in Überzahl zwei Treffer. Die Krönung aus Sportfreunde-Sicht: Der agile Johannes Sturm spielte mit einem blinden Pass hinter dem Rücken Kevin Knieps am Kreis frei, der traf zum 15:7.

Es riecht nach Kantersieg, dachten viele in der Halle. Wohl auch die Gastgeber. „Wir sind zu locker rausgekommen. Schon in der Kabine war es nicht so konzentriert wie zu Beginn“, gab sich Rigterink selbstkritisch. Auch sein Coach Volker Schuster sah gerade über die Außen fortan wenig Fortune, bei Gegenstoßchancen oft falsche Wurfentscheidungen. Und Bingen gab sich nicht auf, startete furios, holte zügig fünf Tore auf. „Das ist das, was wir spielen können. Ich hätte es gern mehr gesehen als in den zehn Minuten“, sagte HSG-Trainer Herberg.

Erst nach sieben Minuten in Durchgang zwei fand Budenheim den Schalter und sein Tempo wieder, wechselte mutig durch und probierte einige Spielvarianten. Mal mit Erfolg, mal nicht. Eine Achterbahnfahrt, die am Ende doch aufging. Auch weil Knieps seine Siebenmeter verwandelte. Und Kosel weiter herausragend hielt. Dank kleiner Abspielgeschenke konnte die HSG dennoch Boden gutmachen. Tobias Weiler setzte einige Akzente, doch mehr als das 24:27 in der Schlussminute war letztlich nicht mehr drin.

„Wir haben es einfach nicht geschafft, den Schwung aus dem Dezember mit ins neue Jahr zu nehmen. Uns fehlen Trainingseinheiten“, machte Rhein-Nahe-Spielmacher Moritz Klapdohr die Winterpause nach der verdienten Derbypleite für Binger Fehler verantwortlich. Nur gut, dass die HSG nun spielfrei hat und zwei Wochen druchtrainieren kann.

HSG: Weißbrod, Rudolf; T. Michel (1); Baucke (4); Adenau (1); Grethen (6/2); Weiler (5/1); Trierweiler, Walb; Hochstetter; Schiecke (4); Klapdohr (2); J. Michel; Wittek (1).

Quelle: Allgemeine Zeitung - 13.01.2020