Die Binger Stefan Corazolla (rechts) und Marcel Trierweiler versuchen, den Hochdorfer Angreifer zu stoppen. Im Hintergrund wartet HSG-Keeper Niklas Weißbrod auf den Ball. - Foto: Edgar DaudistelDer Oberligist aus Bingen zeigte bei der 22:30-Niederlage gegen Primus Hochdorf zwei völlig verschiedene Halbzeiten.

Dass Siege nicht automatisch im Spaziergang eingefahren werden können, das ließ der ungeschlagene Tabellenführer TV Hochdorf nach der Schlusssirene im letzten Hinrundenspiel der Handball-Oberliga bei der HSG Rhein-Nahe Bingen zumindest äußerlich erkennen.

„Auswärtssieg, Auswärtssieg“, skandierten die „Pfalzbiber“ aus der Rhein-Pfalz im Kreis hüpfend in der Rundsporthalle nach dem letztlich aber klaren 30:22 (15:6)-Erfolg bei der Mittelfeld-Mannschaft aus Rheinhessen. Denn die zweite Halbzeit, die der Drittliga-Absteiger und Top-Favorit mit einem Tor verloren hatte, war ein hartes Stück Arbeit für den Ex-Bundesligisten gewesen.

Das bestätigten, wenn auch indirekt, die Statements der Gastgeber: „In der zweiten Halbzeit haben wir eine gute Angriffsleistung gezeigt“, sagte der 25 Jahre alte Rechtsaußen Tobias Weiler. Das fanden auch seine beiden Trainer, André Sikora-Schermuly und Assistent Markus Herberg. „In der zweiten Halbzeit haben wir Moral bewiesen“, sagte Sikora-Schermuly. „Da waren wir vorne viel besser“, befand auch Herberg.

Aber die erste Halbzeit hätten alle, auch das Gros der gut 100 Zuschauer auf der Tribüne, wohl nur allzu gerne ausgeblendet. „Der Angriff war zu statisch“, sagte Sikora-Schermuly und verwies aber auch darauf, dass Gäste-Torwart Thomas Bolling eine einfach zu hohe Hürde für die Seinen gewesen sei. „Er hat überragend gehalten.“ Herberg sah Parallelen zum mit 21:26 Toren bei der SG Saulheim verlorenen Rheinhessen-Derby und monierte: „26 Würfe haben nur sechs Tore gebracht.“ Es seien vorne wieder kein Tempo und kein Schwung erkennbar gewesen, bedauerte „Muskel“ Herberg.

Die Gastgeber begannen mit einer ungewohnten 4:2-Deckungsvariante mit doppelter Manndeckung. Die HSG konnte zwar ein 0:2 wettmachen (7.). Aber dann kam die vorentscheidende Phase, in der die Hochdorfer auf 2:6 (12.) wegzogen. Beim 3:7 (14.) zog HSG-Coach Sikora-Schermuly die Grüne Karte und stellte die Abwehr auf die gewohnte 6:0-Formation um. Doch die Gäste konnten sich fast sukzessive weiter absetzen. Die Seinen hätten gewirkt, so der HSG-Coach, „wie das Kaninchen vor der Schlange“.

Allerdings kaum wiederzuerkennen war der Underdog nach der Pause. Dass die HSG Rhein-Nahe eine in der Oberliga etablierte Mannschaft ist – auch mit fehlenden Leistungsträgern – demonstrierte das Team nun mit feinen Angriffszügen. Die funktionierten wiederholt sehr gut über den Kreis. Die durchgesteckten Bälle verwerteten immer wieder Moritz Brix und Martin Schieke. Starke Aktionen, die aber die schwache Vorstellung in den ersten 30 Minuten und die insgesamt bessere Leistung des Favoriten nicht kompensieren konnten.

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HSG Rhein-Nahe Bingen: Weißbrod, Sokolis; T. Michel (1), Baucke, Corazolla (2), Grethen (6/3), Brix (5), N. Eichholtz, Trierweiler, Luzius, Weiler (4), Schieke (3), J. Michel (1).

Quelle: Martin Gebhard, Allgemeine Zeitung Bingen - 10.08.2018