Auf in die neue Oberliga-Saison: Das Team des Oberligisten HSG Rhein-Nahe Bingen mit (von links, hinten) Trainer Konrad Bansa, Torwart-Trainer Arno von Ferro, Orintas Klimavicius, Martin Schieke, Maximilian Grethen, Dominik Baucke, Stefan Corazolla, Janik Adenau, Marcel Trierweiler und Co-Trainer Andre Sikora-Schermuly. Vorn: Teamverantwortlicher Michael Mann, Maximilian Schubert, Sebastian Diehl, Karim Ketelaer, David Gallas, Niklas Weißbrod, Arne Teschner, Tim Michel und Physiotherapeutin Patricia Collet. - Foto: Dirk WaidnerOberligist HSG Rhein-Nahe Bingen kann im vorderen Drittel mitspielen, arbeitet aber noch an der Abstimmung

Zuversichtlich, aber nicht mit überzogenen Erwartungen gehen die Handballer der HSG Rhein-Nahe Bingen in die neue Oberliga-Saison. Die Vorbereitung ist gut verlaufen, aber eben nicht optimal. „Sie war ein bisschen kurz und wir hatten ein paar Ausfälle. Wir haben gut gearbeitet, aber nicht ganz den Punkt erreicht, den man sich zum Rundenbeginn wünscht“, ordnet Trainer Konrad Bansa die Form seines Teams kritisch ein.

Zum Abschluss der Vorbereitung gab es ein 21:21 gegen den hessischen Landesligisten TuS Dotzheim, der sich nach seinem Abstieg aus der Oberliga mit drei ehemaligen Profis verstärkt hat. „Das war ein positiver letzter Eindruck, der den Zustand der Mannschaft aufgezeigt hat: Abwehr und Torwart sind gut drauf, das Tempospiel ist noch nicht so effektiv und das Positionsspiel im Angriff braucht noch Zeit“, fasst Bansa seine Eindrücke zusammen. „Wir haben tolle Aktionen gezeigt, davon aber noch nicht genug. Gegen starke Abwehrreihen tun wir uns noch schwer, was in unserer Situation aber auch nicht so außergewöhnlich ist: Auf halblinks und in der Mitte haben wir zwei neue Spieler auf tragenden Positionen. Das bringt uns Optionen, weil wir neue Fähigkeiten in der Mannschaft haben, aber die Abstimmung fehlt eben noch.“

ZUM AUFTAKT KOMMT HSG KASTELLAUN/SIMMERN
Zum Saisonauftakt erwarten die Handballer der HSG Rhein-Nahe Bingen an diesem Samstag um 18 Uhr die HSG Kastellaun/Simmern in der Rundsporthalle. „Wir wollen in diesem Jahr unbedingt mit einem Sieg in die Runde starten“, lässt Trainer Konrad Bansa keine Zweifel an seinen Zielen, die er ungeachtet der noch fehlenden Abstimmung ausspricht. „Es gilt, mit Vollgas ins erste Heimspiel zu gehen und sich in die Saison hineinzukämpfen.“

Der Gegner, den Bansa im Mittelfeld der Liga erwartet, dürfte nach dem Abgang der Bubalo-Brüder mit ähnlichen Problemen zu kämpfen haben. Mit dem aus Ingelheim gekommenen Henrik Walb und einem tunesischen Nationalspieler haben die Hunsrücker ebenfalls zwei Neulinge im Rückraum einzubinden. Dreh- und Angelpunkt ist für Bansa allerdings Spielmacher Andrius Zigelis, der selbst sehr torgefährlich ist und seine wurfgewaltigen Nebenleute einzusetzen weiß. In der Abwehr haben die Binger aber schon die meisten Fortschritte bei der Integration der Neuzugänge gemacht, sodass ein interessanter Schlagabtausch zu erwarten ist.

Die HSG hofft eine volle Halle und ein richtiges Handballfest, in dessen Rahmen auch die Jugend-Mannschaften des Vereins vorgestellt werden. „Ein Grund mehr, sich richtig reinzuhängen und Eigenwerbung zu betreiben“, hofft Bansa auf zusätzliche Motivation und zwei Punkte für sein Team.

Damit spielt Bansa auf den neuen Spielmacher Dominik Baucke und Rückraum-Shooter Stefan Corazolla an, die in der Abwehr für eine deutliche Verstärkung sorgen. Im Angriff blitzen ihre Qualitäten noch zu selten auf, weil die Laufwege nicht hundertprozentig sitzen. Wenn die Mannschaft in den ersten Saisonspielen weiter zusammenwächst, kann daraus aber eine starke Einheit entstehen, die gerne im vorderen Drittel der Tabelle mitmischen würde. „Die Liga ist vermutlich stärker geworden. Bei zwei Absteigern aus der Dritten Liga und vielen Verstärkungen für die Teams, die hinter uns standen, ist das alles Spekulation. Platz sechs und damit zwei Ränge besser als letztes Jahr ist sicher ein ambitioniertes Ziel“, bleibt Bansa vage in seinen Aussagen. „Wir wissen, dass wir alle schlagen können. Wir wissen aber auch, dass das eben nicht die Regel ist“, verweist er auf die Unbeständigkeit, mit der die HSG in den vergangenen Jahren ihre Leistungen abgerufen hatte.

Hier mehr Konstanz zu zeigen, wäre die erste Voraussetzung, um ganz vorne mitspielen zu können. In den vergangenen Spielzeiten wurden die Schwankungen nicht zuletzt durch Verletzungspech bedingt, weshalb der Kader etwas breiter aufgestellt wurde. Zu Saisonbeginn kann die HSG davon allerdings noch nicht profitieren, denn Arne Teschner und Janik Adenau werden nach ihren Kreuzbandrissen erst im Laufe der Runde zur Mannschaft stoßen. Auch Tom Schmelzer (studienbedingt) und der angeschlagene Tom Friedemann konnten in der Vorbereitung kaum trainieren und gehören momentan nur zum erweiterten Kader. Im Gegensatz zu David Gallas, der sich im Training richtig reinkniete und seine Einsätze bekommen soll. Hinter Karim Ketelaer und Neuzugang Niklas Weißbrod ist er zwar nur dritter Torwart, doch Ketelaer muss künftig bei der Polizei Schichtdienst leisten und wird wohl hin und wieder ausfallen.

Nicht mehr an Bord ist Markus Sieben, der zwar fest eingeplant war, aber eine Handballpause einleg. „Wir sind breiter aufgestellt und haben uns individuell verbessert. Wir brauchen aber noch Zeit, um das als Team auch auf die Platte zu bringen. Wir wollen guten Handball zeigen und spielerisch weiter vorankommen“, sagt Bansa, der in den beiden Vereinen aus Zweibrücken und den HF Illtal die ersten Meisterschaftsanwärter sieht. Schwer einzuschätzen ist momentan der zweite Absteiger aus Mundenheim, den er aber ebenso vorne erwartet wie die rheinhessischen Nachbarn aus Worms und Budenheim. Wenn alles gut läuft, können die Binger vielleicht in diesem Konzert der Großen mitspielen – zumindest aber wollen sie dahinter die erste Geige spielen.

Quelle: Dirk Waidner, Allgemeine Zeitung Bingen - 02.09.2017