Es ging hart zur Sache: Bingens Marcel Trierweiler im Würgegriff seines Völklinger Gegenspielers Niklas Hoff. - Foto: Dirk WaidnerRemis gegen Völklingen

Nur einen Punkt ergatterten die Handballer der HSG Rhein-Nahe Bingen aus dem Oberliga-Heimspiel gegen die HSG Völklingen. Die Partie der beiden punktgleichen Tabellennachbarn endete nach einer Binger Aufholjagd mit 26:26 (10:15)-Unentschieden. Trotz ihrer Steigerung in der zweiten Halbzeit waren die Gastgeber mit dieser Punkteteilung gut bedient, da sie alles andere als eine Glanzleistung abgeliefert hatten. Am Ende hatten sie sogar noch Pech, als die Schiedsrichter drei Sekunden vor dem Ende den frei aufs Tor marschierenden Nico Eichholtz zurückpfiffen, um dem Völklinger Fabian Wecker eine Zwei-Minuten-Strafe zu verpassen, weil er zuvor den Passgeber Martin Schieke gefoult hatte.

Doch auch wenn dem Geburtstagskind an seinem 25. Wiegenfest der Siegtreffer zu gönnen gewesen wäre - verdient hätten ihn die Binger nicht gehabt. Zu fehlerhaft hatten sie sich vorher in vielen Bereichen präsentiert. „Die Einstellung hat heute nicht gestimmt. Wir haben ganz klar darüber gesprochen, was der Gegner macht und auf wen wir achten müssen. Doch wir beherzigen es einfach nicht“, ärgerte sich Trainer Konrad Bansa vor allem über die Schwächen in der Verteidigung. Zu Beginn lieferten sich beide Teams noch einen offenen Schlagabtausch, bei dem zwei Dinge offenkundig wurden: Die Gäste stellten die bessere Abwehr und die Binger in Sebastian Bachmann den besseren Torwart. Die heimische HSG spielte mit hoher Fehlerquote im Angriff und verlor gegen die robuste und körperlich überlegene Völklinger Defensive immer wieder die Bälle, weil Anspiele mit hohem Risiko gesucht wurden. Für Ballgewinnen auf Binger Seite sorgte hingegen in erster Linie Bachmann mit seinen Paraden. Auch wenn ihm zwei haltbare Würfe durchgerutscht waren, sorgte er mit zahlreichen abgewehrten Bällen - auch gegen hundertprozentige Chancen - bis zur 15. Minute für einen ausgeglichenen Spielstand. Gemessen an den Chancen hätten die Gäste schon zu diesem Zeitpunkt mit drei, vier Toren führen können. Doch dank Bachmanns Paraden stand es nur 6:6. Den Bingern gelang dann nicht einmal in Überzahl ein Tor, was anschließend mit der ersten Völklinger Zwei-Tore-Führung zum 6:8 bestraft wurde. Als der B-Jugendliche Tom Ihl mit einem Gegenstoß auf 10:7 erhöhte (24.), nahm Bansa eine Auszeit und stellte anschließend mit der Einwechslung von Sebastian Diehl seine Abwehr um. Diehl nahm als vorgezogener Akteur die Völklinger Leitfigur Niklas Eberhard aus dem Spiel, der bis dahin schon fünfmal aus dem Feld getroffen hatte. Wirkung zeigte die Maßnahme hingegen nicht. Die Gäste zogen mit Kreuzungen hinter der Manndeckung die Binger Deckung auseinander und kamen leichter als vorher zu ihren Toren. Ein weiterer Fehlpass im Binger Angriff brachte ihnen auch noch einen Gegenstoß ein, mit dem sie ihren Vorsprung zur Pause auf 15:10 ausbauten.

„Auch da haben wir geträumt“, war Bansa sauer und wechselte zur zweiten Halbzeit wieder zurück zum gewohnten 6:0-System. Das brachte nun endlich auch mal Ballgewinne ein, die über Gegenstöße zu leichten Toren umgemünzt wurden. Und obwohl dabei auch schon wieder zwei Bälle verloren gingen, war innerhalb von sechs Minuten der Rückstand auf 15:17 verkürzt. Völklingen nahm eine Auszeit, konnte aber nicht verhindern, dass Eichholtz gleich den nächsten Konter lief und den Anschlusstreffer markierte. Aber auch wenn ab und zu ein schöner Spielzug gelang - meist fehlten den Hausherren im gebundenen Angriffsspiel weiterhin die Lösungen. Eberhard war ohne Manndeckung nicht zu bremsen und erhöhte weiter sein Torkonto mit Gewaltwürfen aus dem Rückraum.

Als der in der zweiten Hälfte das Binger Tor hütenden Karim Ketelaer dann einen seiner Würfe parierte, erzielte Tim Ganz im Gegenzug den 20:20-Ausgleich. Die Chance zur Führung scheiterte aber an einem weiteren Fehlpass, sodass die Gastgeber beim 21:23 wieder zwei Toren Rückstand hinterher liefen. Die waren mit etwas Glück durch einen weiteren von Ganz verwandelten Gegenstoß beim 24:24 erneut aufgeholt, sodass im nächsten Angriff Tim Michel die erste Führung seit der Anfangsphase erzielen konnte (58.).

Die Binger profitierten davon, dass die Gäste in der Schlussphase Eberhard nicht mehr einsetzten und kamen durch eine Einzelaktion des einmal mehr überzeugenden Linksaußen Ganz 90 Sekunden vor dem Ende zum 26:24, das dann nach einer Zeitstrafe gegen Trierweiler aber in Unterzahl verteidigt werden musste. Die gelang nicht und Völklingen erzielte per Gegenstoß sechs Sekunden vor dem Ende den Ausgleich, den Bansa sofort mit einer Auszeit beantwortete. Der dabei erdachte Spielzug führte aber wie anfangs erwähnt nicht mehr zum Erfolg. Und selbst wenn doch, hätte das Bansas Frust wohl nur leicht gelindert. „Ich bin enttäuscht, dass verschiedene Spieler nicht in der Lage sind, bestimmte Fehler abzustellen, und dass die Mannschaft nicht in der Lage ist, sich selbst nicht in den Wettkampf-Modus bringen.“

HSG Rhein-Nahe: Ketelaer, Bachmann - N. Eichholtz (3), Trierweiler (4), K. Diehl, Schieke (2), Michel (3), Kunz, Ganz (12/6), Sieben, Schmelzer (1), S. Diehl (1), Klimavicius.

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Quelle: Dirk Waidner, Allgemeine Zeitung Bingen - 09.05.2017